75 Jahre Feuerwehr Holtorf

Geschichte des Löschzuges Holtorf

Das Bonner Modell

Chronik

Hochwasser in Beuel

Feuerwehr und Umweltschutz

Feuerwehr - Problem mit dem Nachwuchs -

Ohne Feuerwehr wird's brenzlig

Aktive Mitglieder

Geschichte des Löschzuges Holtorf

Um das Entstehen und Wirken des Löschzuges Holtorf zu verfolgen, müssen wir das Rad der Geschichte bis zum Jahre 1930 zurückdrehen. Die Menschen der Orte Nieder- und Oberholtorf lebten in dieser Zeit ein beschaulicheres Leben als in unserer heutigen, stressgeplagten Zeit. Das Leben auf dem Lande unterschied sich ohnehin zwischen dem in der Stadt. Der Gemeinschaftssinn war im dörflichen Zusammenleben immer stark ausgeprägt. Das zeigte sich vor allem, wenn ein Mitbürger plötzlich in Not geraten war. In jeder Dorfgemeinschaft gab es Bürger, die ein besonderes Verantwortungsgefühl ihren Mitmenschen gegenüber hatten. Es sind jene Menschen, die ein hohes Maß an Uneigennützigkeit auszeichnete.

In Niederholtorf lebte zur damaligen Zeit der Landwirt Wilhelm Mang, ein gebürtiger Schwabe. Warum er besonders erwähnt wird? Nun, weil es durch ihn zur Gründung des Löschzuges Holtorf kam. Wörtlich heißt es in den damaligen Aufzeichnungen:

"Am 23. Mai 1930 rief der Gemeindevertreter Wilhelm Mang zu einer Dorfversammlung auf, zu der er sämtliche Männer und Jünglinge vom 18. Lebensjahr an einlud zwecks Gründung eines Löschzuges für Nieder- und Oberholtorf im Anschluss an die Freiwillige Feuerwehr Beuel."

Nach dieser Gründungsversammlung, der Geburtsstunde des Löschzuges Holtorf, trugen sich 31 Nieder- und Oberholtorfer Bürger in die Liste ein. Unbescholtenheit und Lauterkeit wurden als charakterliche Eigenschaften für eine Mitgliedschaft in der Freiwilligen Feuerwehr in den Vordergrund gestellt und vorausgesetzt.

Nieder- und Oberholtorf hatten ihren eigenen Löschzug, eine kleine Schar junger, tatkräftiger Männer, die zu jeder Stunde des Tages, an jedem Tag des Jahres bereit waren, das Hilfeversprechen einzulösen, das sie ihren Mitbürgern gaben. Dem neu gegründeten Löschzug wurde eine von Hand gezogene Spritze zugeteilt. Acht Männer mussten kräftig pumpen, um einen einigermaßen brauchbaren Wasserstrahl herzustellen. Geübt wurde mit Ausnahme der Wintermonate an Sonntagen morgens ab 6 Uhr im Abstand von 14 Tagen. Ein Wecksignal erinnerte die Kameraden an ihre Übungspflicht. Das Signal ertönte aus einer Trompete, die ein Kamerad vom Fahrrad aus blies. Auf die gleiche Art und Weise erfolgte im Alarmfalle die Alarmierung. Niemand wäre damals auf den Gedanken gekommen, die Signale als störend zu empfinden.

In der Chronik heißt es an anderer Stelle weiter: "Es war schon immer der Wunsch des Löschzuges, einen Steigerturm zu besitzen". Man entschloss sich mit aller Kraft ans Werk zu gehen. Selbst der in der Nähe wohnende Förster vermochte sich dem Wunsch des Löschzuges nicht zu verschließen. Er ließ sechs Fichten fällen und machte sie zum Geschenk. Das übrige Baumaterial wurde ebenfalls gestiftet. Ein Zimmermeister errichtete den Turm, von den Wehrkameraden nach Kräften unterstützt. Der Turm wurde 12 Meter hoch. Am 20. August 1933 hatte der Löschzug seinen großen Tag. Der neue Steigerturm wurde feierlich eingeweiht. Nach einem festlichen Hochamt marschierte die Wehr unter den Klängen eines Tambour-Corps in die Gaststätte zu einem zünftigen Frühschoppen. Auch hier zeigte sich wieder der kameradschaftliche Geist. Die Kameraden von der Musik wurden allesamt zum Mittagessen eingeladen. Am Nachmittag wurde der Turm seiner Bestimmung übergeben. Es war ein Festtag für das ganze Dorf. Man war begeistert von der Exaktheit der gezeigten Übungen. Aber dieses Werk sollte nicht Bestand haben. Während des zweiten Weltkrieges zerfiel der Turm. Am Ende verteilte man das Holz als Brennmaterial unter der Bevölkerung. Ein Symbol der Tatkraft und des freiwilligen Einsatzes bestand nicht mehr.

Bis zum Beginn des zweiten Weltkrieges gab es für den Löschzug verschiedene Einsätze. Einige sollen hier erwähnt werden. In Oberholtorf befindet sich der Burghof, ein großes landwirtschaftliches Gut. An einem Sonntagmorgen brach in der Scheune ein Brand aus, der sich wegen der eingelagerten Strohvorräte rasch ausbreitete. Die Mehrzahl der Wehrmänner befand sich in der Kirche beim Gottesdienst. Plötzlich wurde der Gottesdienst mit dem Ruf "Feuer" jäh unterbrochen. Nicht nur die Feuerwehrmänner, sondern auch viele Neugierige verließen darauf die Kirche, sehr zum Leidwesen des Pfarrers. Der Löschzug Holtorf hatte seine erste große Bewährungsprobe zu bestehen. Vereint mit den Kameraden aus Beuel konnte der Hof gerettet werden. Das Löschwasser wurde dem Dorfteich entnommen, der heute noch besteht. Während der Löscharbeiten und auch danach bewirteten die Gutsleute die Wehrmänner nach besten Kräften. Ein Dachstuhlentstehungsbrand wäre einem Feuerwehrmann bald zum Verhängnis geworden. Bei den Löscharbeiten saß er auf dem Dach, als plötzlich ein schweres Gewitter niederging. In unmittelbarer Nähe des Einsatzortes gab es einen Blitzeinschlag. Die Gewalt des Einschlages schleuderte den Feuerwehrmann vom Dach des Hauses. Wie durch ein Wunder hatte er keinen ernsten Schaden genommen.

In der Nähe Niederholtorfs, aber nicht mehr innerhalb der kommunalen Grenze der damaligen Gemeinde Beuel, liegt das Gut Ettenhausen. Nachts brach dort ein Brand aus. Die Männer des Löschzuges Holtorf eilten mit ihrer Spritze dort hin um zu retten was noch zu retten war. Als gerade der erste Strahl in die Flammen zischte, erschien die für diesen Bereich zuständige Nachbarfeuerwehr. Dem Löschzug Holtorf wurde jede weitere Tätigkeit an der Brandstelle untersagt mit der Bemerkung: Dat is us Füer (das ist unser Feuer)- "Die Scheune brannte restlos ab".

Die veränderte politische Lage machte auch vor dem Feuerwehrwesen nicht halt. Der Löschzug konnte sich keiner Umfunktionierung entziehen. Während des zweiten Weltkrieges ruhte die Tätigkeit gänzlich. Die meisten Mitglieder waren zum Militärdienst eingezogen. Einige sahen ihren Heimatort nie wieder. Am 1 April 1946 war es wieder Wilhelm Mang, der zur Reaktivierung des Löschzuges Holtorf aufrief.

Die alte Spritze war zwar noch da, die übrige Ausrüstung bis auf ein Standrohr mit Schlüssel und zwei Schläuchen vernichtet. Mit diesen Utensilien und einem zweirädrigen Karren absolvierte man die ersten Übungen. Nach und nach wurde der Ausrüstungsbestand verbessert, manchmal auch auf eine seltsame Art und Weise. Wenn die Kameraden aus Beuel zu einem Besuch kamen, konnte es sein, dass bei der Rückfahrt zwei Schläuche fehlten. Sie waren gegen eine Flasche "Knolly-Brandy" eingetauscht worden.

Im Jahre 1961 erhielt der Löschzug einen Tragkraftspritzen-Anhänger. Die Stationierung erfolgte in einer angemieteten Garage. Ein neuer Schritt war getan. Durch Neuzugänge verjüngte sich der Löschzug. Im gleichen Jahr fand in Bad Godesberg der 1. Deutsche Feuerwehrtag statt. Auch hier war der Löschzug Holtorf an der Organisation erfolgreich beteiligt. Das Jahr 1965 brachte die Erfüllung eines lang gehegten Wunsches. Dem Löschzug wurde ein Tragkraftspritzenfahrzeug zur Verfügung gestellt. Die Zeit des Schiebens und Ziehens war endgültig vorbei. Außerdem erhielt der Löschzug etwas später ein Fahrzeug des Zivilschutzes. Die Schlagkraft des Löschzuges erhöhte sich damit wesentlich. Bei vielen Bränden im ehemaligen Stadtgebiet Beuel setzte man den Löschzug Holtorf ein. Im Jahre 1969 verlor die Stadt Beuel im Rahmen der kommunalen Neugliederung des Raumes Bonn ihre Selbständigkeit. Der Löschzug Holtorf war fortan Teil der Freiwilligen Feuerwehr der Stadt Bonn.

Im Mai 1970 feierte der Löschzug Holtorf sein 40-jähriges Bestehen. Es war eine gelungene Veranstaltung, verbunden mit einer kleinen Ausstellung und interessanten Übungen. Auch der gesellige Teil kam nicht zu kurz. Bei seiner Ansprache stellte der damalige Leiter der Feuerwehr Bonn - Herr Branddirektor Diekmann - fest, dass für den Löschzug Holtorf ein eigenes Gerätehaus unbedingt erforderlich sei. Die Verwirklichung dieses Wunsches dauerte fast noch zehn Jahre. Am 22. September 1979 wurde das Gerätehaus in Anwesenheit des Bonner Oberbürgermeisters Dr. Hans Daniels feierlich seiner Bestimmung übergeben.

Die Zeit nach der kommunalen Neuordnung war für die betroffenen Löschzüge der Freiwilligen Feuerwehren nicht ohne Probleme. Ihre Bedeutung musste neu definiert werden. Diese Phase der "Neuorientierung" dauerte etwas länger. Die Zahl der Einsätze sank drastisch weil die Stadt Bonn wegen ihrer Größe eine Berufsfeuerwehr unterhielt. Gelegentliche Einsätze nach schweren Unwettern oder "betriebsfremde" Einsätze wie die Bewässerung der gerade angepflanzten Bundesgartenschau waren sicher nicht motivierend für eine Aufgabe in der Feuerwehr. Die Löschzüge der Freiwilligen Feuerwehr drohten an den Rand der Bedeutungslosigkeit zu gelangen, weil man ihr die Hauptaufgabe weitgehend entzogen hatte.

Das Bonner Modell

Im Jahre 1981 wurde in der Bonner Stadtverwaltung darüber nachgedacht, wie das Potenzial der Freiwilligen Feuerwehr sinnvoll in das Brandschutzkonzept der Feuerwehr Bonn integriert werden konnte. Die Mannschaftsstärken der eingegliederten Löschzüge waren weitgehend erhalten geblieben, trotz des sich einschleichenden Frustes. Die Löschzüge im alten Stadtgebiet Bonns bestanden ebenfalls noch. Tradition, Verantwortungsbewusstsein und das Wirken der Löschzugführer waren die Ursachen hierfür. Langfristig wäre ein Erosionsprozess innerhalb der Freiwilligen Feuerwehr nicht zu verhindern gewesen, wenn ihr nicht neue Aufgaben zugewiesen worden wären. Als die ersten Gedankenspiele eben über diese neuen Aufgaben bekannt wurden, formierten sich die Bedenkenträger bis hin zum Regierungspräsidenten in Köln.

Die Argumentationen gegen die neuen Aufgaben waren nicht immer schmeichelhaft. Es soll hier auch nicht verschwiegen werden, dass das geplante Zusammenwirken zwischen der Berufsfeuerwehr und der Freiwilligen Feuerwehr bei den Angehörigen der Berufsfeuerwehr nicht nur helle Freude auslöste, sondern auch Skepsis, aus welchen Gründen auch immer.

Allen Unkenrufen zum Trotz wurde erst einmal eine Erprobungsphase beschlossen. Irgendwann setzte sich die Erkenntnis durch, dass das Experiment gelungen war. Die Einheiten der Freiwilligen Feuerwehr Bonn hatten Motivation, Können und Einsatzwillen unter Beweis gestellt und die notorischen Kritiker eines Besseren belehrt. Heute arbeiten Berufs- und Freiwillige Feuerwehr parallel zusammen. Einer der "Väter" des Bonner Modells, Herr Stadtdirektor Arno Hübner, kann mit Genugtuung auf die Leistungsfähigkeit des Modells zurückblicken, welches in vielen Großstädten Deutschlands ebenfalls praktiziert wird.

Im Jahre 2001 wurde im Rathaus Bonn das zwanzigjährige Bestehen des Bonner Modells gefeiert. Frau Oberbürgermeisterin Bärbel Dieckmann sprach ihren Dank und ihre Anerkennung aus und überreichte den beteiligten Löschzügen Dankurkunden. In ihrer Dankesrede erwähnte sie auch besonders die Familien der Feuerwehrmänner und deren Arbeitgeber. Beide müssen das Engagement mit tragen.

Den Kommunalpolitikern unserer Stadt Bonn sei zu empfehlen, stets ein offenes Ohr für die Belange der Freiwilligen Feuerwehr zu haben!

Chronik

In dieser Chronik sollen nur bedeutende Einsätze und Ereignisse ihre Berücksichtigung finden.

Das 50-jährige Bestehen des Löschzuges wurde im Juni 1980 begangen. Zwei Tage feierte man das Jubiläum, bei schönem Sommerwetter eine gelungene Veranstaltung mit großer Beteiligung aus unseren drei Ortschaften.

Im Juli 1981 wurde Oberbrandmeister Manfred Mölders vom Leiter der Bonner Feuerwehr - Leitender Branddirektor Heinz Diekmann - zum Löschzugführer des Löschzuges Holtorf ernannt. Er trat damit die Nachfolge von Hauptbrandmeister Willibald Rütt an, der seinerseits dieses Amt von Peter Fischer übernahm.

Im Rahmen des erwähnten Bonner Modells wurde in den vier Wachkreisen des Stadtgebietes je Wachkreis eine Rufbereitschaft der Freiwilligen Feuerwehr eingerichtet, die nach Dienstplan eine Woche lang bereitstehen musste. Die eingeteilte Löschgruppe rückte dann zusammen mit der Berufsfeuerwehr aus. Je nach Einsatzlage werden die Löschzüge auch außerhalb dieser Rufbereitschaften alarmiert. Der erste Einsatz nach diesem neuen System war für den Löschzug Holtorf ein Wohnungsbrand in der Weinheimstraße. Die Einsätze nahmen nun ständig zu.

Am 8. August 1984 kam es zu einem ganz besonderen Einsatz. Bei Baggerarbeiten wurde ein Haupttelefonkabel schwer beschädigt . Nieder-, Oberholtorf und Ungarten waren telefonisch von der Außenwelt abgeschnitten. Dieser Zustand hätte fatale Folgen haben können. Um dieses zu verhindern, setzten sich Mitglieder des Löschzuges mit dem damaligen Vorsitzenden des Bürgervereins Holtorf-Ungarten Franz Meurer zusammen und berieten die problematische Situation . Hier konnte nur die Feuerwehr helfen. Nach kurzer Rücksprache mit der Feuerwehrleitstelle Bonn entschloss man sich zu einer Lautsprecherdurchsage. Die Bevölkerung der drei Ortsteile wurde darüber informiert, dass sie sich bei Notständen (polizeiliche Hilfe, Feuer, Rettungsdienst u.ä.) sofort zu unserem Feuerwehrhaus begeben sollte . Dort konnte dann über Feuerwehrfunk die notwendige Hilfe angefordert werden. Von abends 20.00 Uhr bis zum folgenden Tag um 16.00 Uhr war die Unterkunft des Löschzuges durchgehend besetzt. Für die Bewohner der Ortsteile war es ein beruhigendes Gefühl.

Am 20. Oktober 1984 fand in Bonn eine Großdemonstration statt , alle Einheiten der Freiwilligen Feuerwehr setzte man in Alarmbereitschaft. Dieses Szenario wiederholte sich am 4. Mai 1985 beim Besuch des amerikanischen Präsidenten anlässlich des Weltwirtschaftsgipfel in Bonn.

Einmal unsere Orte aus der Luft betrachten. Dieser Wunsch ging im April 1986 in Erfüllung. Der Bundesgrenzschutz machte es mit einem Hubschrauberrundflug möglich.

Bei einer Dienstbesprechung im September, der letzten mit Ltd. Branddirektor Diekmann, wurde Löschzugführer Mölders nach bestandener Prüfung an der Landesfeuerwehrschule in Münster zum Hauptbrandmeister ernannt.

Schnell handelte die Feuerwehrführung im Januar 1988. Der alte Rüstwagen (technische Hilfeleistung) war wegen Überalterung eingezogen worden, ein neues Fahrzeug konnte kurz darauf an den Löschzug übergeben werden.

Am 17. Januar 1989 wurde - wie immer an diesem Tag - bei uns die Kleinkirmes gefeiert. Am Abend kam es in der Maarstraße zu einem Großbrand, der erst in den Morgenstunden gelöscht war.

Im November des gleichen Jahres musste der Löschzug wieder einmal zu einem Einsatz "der anderen Art " ausrücken. Eine größere Zahl von DDR-Aussiedlern war auf der Fahrt nach Bonn. An einem Abend gegen 21.00 Uhr bat die Feuerwehrleitstelle um Unterstützung bei der Herrichtung von Schlafmöglichkeiten in der Turnhalle der Gesamtschule Beuel.

Im Januar 1990 wütete ein schwerer Sturm über Bonn, der Löschzug Holtorf war mehrere Stunden im Einsatz. Das gleiche wiederholte sich am Rosenmontag. Diese Wetterkapriolen hielten den Löschzug auch im Mai des gleichen Jahres in Atem, Straßen in Poppelsdorf standen unter Wasser.

Das 60-jährige Bestehen fand im Juni im kleinen Rahmen statt.

Am 22. März 1991 gab es wieder einen Telefonausfall bei uns. Die Maßnahmen waren die gleichen wie zuvor.

Die rechtsrheinischen Löschzüge trafen sich im September zu einer Großübung . Vom Dornheckensee aus wurde Wasser in Richtung Oberholtorf gefördert .

Im Dezember bestehen vier Kameraden den Bootsführerschein, er ist wichtig für Hochwassereinsätze .

Am 13. April 1992 bebte im Rheinland die Erde. Es war ein Erdbeben der Stärke 5,6 auf der Richterskala. Es herrschte allgemeine Unruhe, die sich aber schnell legte als feststand, dass es in Bonn nur zu geringen Schäden gekommen war, noch einmal davongekommen…

Im Juni ging wieder ein schweres Unwetter über Bonn nieder. Der Löschzug war mit 10 Mann in verschiedenen Stadtteilen mehrere Stunden im Einsatz.

Die Feierlichkeiten zum 65-jährigen Bestehen des Löschzuges verliefen etwas anders als geplant. Am 26. Juni 1995 brach am späten Abend in einem Beueler Industriebetrieb ein Großbrand aus. Der Löschzug Holtorf war bis in die Morgenstunden mit zwei Fahrzeugen im Einsatz, dann war die nicht ungefährliche Brandbekämpfung erfolgreich beendet.

Die eingangs erwähnte Trompete war lange verschollen. Am 24. März 1997 bekam sie der Löschzug zurück. Sie hat im Gemeinschaftsraum einen Ehrenplatz gefunden.

Am 1. Juli 1999 verabschiedeten sich im Alten Rathaus die Verfassungsorgane (Bundespräsident, Bundesratspräsident, Bundeskanzler u.a.) aus der Bundesstadt Bonn. Die Freiwillige Feuerwehr Bonn bildete ein Ehrenspalier, der Löschzug Holtorf war ebenfalls beteiligt.

Der bevorstehende Jahreswechsel in das neue Jahrtausend ließ bei Sicherheitsexperten die Befürchtung aufkommen, dass die Telefonnetze wegen der "Nullstellung" ausfallen könnten . In den Medien wurde die Bevölkerung darüber informiert, dass für diesen Fall in der Neujahrsnacht alle Feuerwehrhäuser personell besetzt sind um im Notfall Hilfe über Feuerwehrfunk herbeizuholen . Das Feuerwehrhaus Holtorf war für den Ernstfall, der allerdings nicht eintrat, für jedermann erreichbar. Die Menschen konnten unbeschwert in das neue Jahr hineinfeiern !

Im Juli 2000 ging wieder ein schweres Unwetter über Bonn nieder. Der Löschzug Holtorf kam im Bad Godesberger Raum zum Einsatz.

Löschzugführer Manfred Mölders erhielt im Dezember 2000 das Deutsche Feuerwehr Ehrenkreuz der Stufe "Silber". Von 1994 bis 2000 vertrat er als Sprecher die Interessen aller Löschzüge Bonns gegenüber dem Leiter der Bonner Feuerwehr.

Anfang 2001 kam es für den Löschzug zu einem Kuriosum, ein vermeintlicher Brand in unserer Pfarrkirche führte zur kürzesten Einsatzfahrt, ein echter Einsatz auf dem Autobahnring in Köln zur längsten Einsatzfahrt seit Bestehen des Löschzuges.

Mehrere Großbrände im Jahre 2002 erforderten ebenfalls den Einsatz des Löschzuges . Im Juni brach im Beueler Brückenforum ein Großbrand aus, im November richtete ein Brand in der Ennertklause erhebliche Schäden an. Großer Sachschaden entstand auch in einem Gewerbebetrieb in der Gerhardstraße in Beuel.

Der Wetterbericht hatte ihn angekündigt, den orkanartigen Sturm am 27. Oktober 2002. Er traf dann auch die Stadt mit voller Wucht. Alle Feuerwehreinheiten waren viele Stunden im Einsatz.

Das Jahr 2003 begann für die Bonner Feuerwehr mit einem Hochwassereinsatz (zum Thema Hochwasser später mehr).

Im Frühjahr konnten mehrere Waldbrände im Ennertwald schnell unter Kontrolle gebracht werden mit einem großen Aufgebot an Mannschaften und Löschfahrzeugen.

An einem heißen Sommertag im August 2003 machten sich Manfred Mölders, Frank Lehmacher und Brandamtsrat Flatten - Sachgebietsleiter Fahrzeug- und Gerätwesen bei der Berufsfeuerwehr - auf den Weg in das neue Bundesland Sachsen - Anhalt. Sie hatten den Auftrag, in der Nähe von Wittenberg in einem hochmodernen Werk ein neues Löschfahrzeug für den Löschzug Holtorf abzuholen. Diesem Auftrag sind sie sicher gerne nachgekommen. Am Sonntag, dem 31. August 2003 erfolgte dann die feierliche Übergabe an den Löschzug durch Herrn Stadtdirektor Hübner und Herrn Branddirektor Günther Schatzl (in Vertretung des verhinderten Feuerwehrchefs). Der Löschzug Holtorf verfügte fortan über ein modernes Fahrzeug, das sowohl im Brandeinsatz als auch bei der Bergung z.B. von in einem Fahrzeug eingeklemmten Personen eingesetzt werden kann. Geistliche beider Konfessionen weihten das neue Fahrzeug. Die Holtorfer Bevölkerung nahm regen Anteil an dieser Fahrzeugübergabe.

Nach 42-jähriger Dienstzeit in der Freiwilligen Feuerwehr, davon 22 Jahre als Löschzugführer des Löschzuges Holtorf, schied Manfred Mölders wegen des Erreichens der gesetzlich vorgeschriebenen Altersgrenze aus dem aktiven Feuerwehrdienst aus. Im Dezember 2003 verabschiedete ihn der Leiter der Bonner Feuerwehr, Herr Leitender Branddirektor Dr. Schaaf, in die Ehrenabteilung der Feuerwehr Bonn. Gleichzeitig ernannte er Brandmeister Guido Baum zum neuen Löschzugführer. Sein Stellvertreter wurde Brandmeister Frank Lehmacher.

Das Jahr 2004 begann wieder hektisch für den Löschzug. Auf Weiberfastnacht, am 19. Februar entstand in der Waldorfschule in Bonn - Tannenbusch ein Großbrand, zu dem der Löschzug Holtorf ausrückte. Am 23. Juli musste wegen eines schweren Unwetters Stadtalarm ausgelöst werden. Der Löschzug wurde vorwiegend in den südlichen Stadtteilen wie Bad Godesberg, Poppelsdorf und Dottendorf eingesetzt. Im August geriet die Dachverkleidung der Bonner Oper in Brand. Die Feuerwache 2 wurde durch den Löschzug Holtorf personell besetzt. Die Feuerwehr der Stadt Hennef benötigte bei dem Vollbrand der Hauptschule in Geistingen dringend Unterstützung . Am 3. November kurz nach 20.00 Uhr rückte ein Konvoi der Bonner Feuerwehr zur Unterstützung nach Hennef aus. Der Löschzug Holtorf war bis in den frühen Morgenstunden im Einsatz.

In den Mittagstunden des 8. April 2005 kam es zu einem Gefahrgutunfall im Bereich des Bahnhofes Bonn-Beuel. Ein Kesselwagen der Deutschen Bahn AG hatte ein Leck, aus dem eine hochgiftige, brennbare Flüssigkeit auslief. Dieser Vorfall löste einen Großeinsatz für Polizei und Feuerwehr aus. Auch hier war der Löschzug Holtorf mehrere Stunden im Einsatz.

Hochwasser in Beuel

Der Rhein hat die Unart, hin und wieder sein angestammtes Bett zu verlassen, sehr zum Ärger der in seiner Nähe wohnenden Menschen. Tritt dieser Fall ein, sind die rechtsrheinischen Löschzüge für den Bereich Beuel gefordert.

Der Löschzug Holtorf wurde bis heute bei allen Hochwasserlagen eingesetzt. Vor Jahren improvisierte man noch bei den Hilfsmaßnahmen. Mit der Beschaffung von Stegebaumaterial änderte sich die Lage. Es konnten nun ausreichend Stege in den vom Hochwasser betroffenen Straßen gebaut werden. Es ist eine kräftezehrende schwere Arbeit, die aber unumgänglich geleistet werden muss, wenn man den betroffenen Menschen wirkungsvoll helfen will.

Ein Hochwassereinsatz soll noch einmal besonders herausgestellt werden. Es war der Einsatz beim sogenannten "Weihnachtshochwasser" im Jahre 1993. Weihnachten fiel für Löschzüge buchstäblich ins Wasser. Die Versorgung der im Hochwasser eingeschlossenen Bevölkerung hatte absoluten Vorrang. Die Menschen haben diesen Einsatz der Beueler Löschzüge mit großer Dankbarkeit zur Kenntnis genommen. Sie konnten sich auf ihre Feuerwehr verlassen, für viele war das an diesen Tagen wohl das größte Geschenk.

Die im Bau befindliche Hochwasserschutzmauer soll ein Hochwasser bis 9,50 Meter zurückhalten. Das würde bedeuten, dass in Zukunft die Hochwassereinsätze deutlich reduziert werden.

Feuerwehr und Umweltschutz

Die moderne Feuerwehr ist heute "Mädchen für alles" geworden. Die Erhaltung unserer Wohn- und Betriebsstätten, unserer Kulturdenkmäler, unserer Wälder, der Schutz der Gewässer vor Ölgefahr, dies alles fällt unter den Begriff Umweltschutz. Er wurde schon durch die Feuerwehren praktiziert, bevor dieser im Sprachgebrauch Eingang fand.

Auch der Löschzug Holtorf fühlte sich immer der Natur verpflichtet. Der Sommer 1983 war ein besonders heißer. So sehr sich mancher einen heißen Sommer wünscht, so haben andere wiederum Probleme damit. Zwischen Ungarten und dem neuen Friedhof Hoholz hatte das Grünflächenamt entlang der Straße junge Birken angepflanzt. Wegen der großen Hitze drohten sie zu "verdursten". Der Löschzug wurde gebeten, sich dieser Bäumchen anzunehmen, um sie zu erhalten. Dieser Bitte entsprach man sofort mit Erfolg, wie sich jeder, der dort entlang fährt, überzeugen kann. Ähnliche Aktionen mussten dort in den folgenden Jahren wiederholt werden. Das rote Fahrzeug der Feuerwehr und seine Mannschaft waren die Überlebensgarantie der jungen Bäume. Leider haben in den sogenannten Mainächten immer wieder Baumfrevler Bäume abgesägt.

Der Sieleweiher im Holtorfer Wald ist ein beliebtes Laichgewässer für die heimischen Amphibien. Im März 1996 stellte Förster Sommerhäuser zu seinem Entsetzen fest, dass der Weiher wegen eines Defektes sein Wasser verloren hatte. Er fiel also als Laichgewässer aus. Die Wanderung der Amphibien stand aber kurz bevor. Rettung konnte nur die Feuerwehr bringen. Herr Sommerhäuser setzte sich unverzüglich mit dem Löschzug Holtorf in Verbindung. Der Weiher musste so schnell wie möglich wieder mit Wasser aufgefüllt werden. Aus Kostengründen schied die öffentliche Wasserleitung aus. Eine ausreichende Wassermenge stand im Holzlarer Stauweiher zur Verfügung. Die Zuleitung zum Sieleweiher konnte der Löschzug Holtorf alleine nicht bewältigen. Dies war eine Aufgabe der rechtsrheinischen Löschzüge Holtorf, Beuel. Oberkassel, Geislar und Holzlar. Nach einer Einsatzbesprechung konnte an einem Samstag die Aktion unter der Leitung des Brandamtsrates Wenning durchgeführt werden. Am späten Nachmittag war der Weiher wieder aufgefüllt, die Feuerwehrleute konnten Erfahrungen sammeln mit der Förderung von Wasser über eine lange Strecke bergauf. Die Frösche dankten es im Sommer mit einem fröhlichen Quaken ...

Feuerwehr - Problem mit dem Nachwuchs -

Die Feuerwehren verstehen sich als Einrichtungen des öffentlichen Lebens, die dem Gedanken der Humanität besonders verpflichtet sind. Dieses Bekenntnis ist die Grundlage für jegliches Handeln, das sich in Teilnahme und Hilfsbereitschaft für den Mitmenschen ausdrückt .

Jene Männer, die sich im Mai 1930 um den Landwirt Wilhelm Mang scharten, haben ihren Dienst auch mit dieser Einstellung angetreten.

Der eine oder andere wird sich schon einmal gefragt haben wozu wir in einer Großstadt eine Freiwillige Feuerwehr brauchen. Die Feuerwehr der Stadt Bonn besteht aus der Berufsfeuerwehr und den Löschzügen der Freiwilligen Feuerwehr, die sich über das gesamte Stadtgebiet verteilen. Auch in Großstädten ist eine Freiwillige Feuerwehr unverzichtbar, ja jede Großstadt muss sich glücklich schätzen, wenn sie neben der Berufsfeuerwehr über eine schlagkräftige Freiwillige Feuerwehr verfügt. Ohne eine derartige Einheit wird es zunehmend schwierig, dem gesamten Aufgabengebiet einer modernen Großstadtfeuerwehr gerecht zu werden.

Die Freiwillige Feuerwehr hier in Bonn ist ein integraler Bestandteil des gesamten Gefahrenabwehrkonzeptes , sie erfüllt somit eine gesellschaftspolitische Rolle in unserer Stadt, sie steht in einer ständigen Wechselbeziehung zwischen Menschen, die Hilfe brauchen und denjenigen, die Hilfe geben.

In der heutigen Zeit müssen wir leider zur Kenntnis nehmen, dass die Bereitschaft, in humanitären Organisationen mitzuwirken, deutlich gesunken ist. Ein riesiges, breit gefächertes Freizeitangebot bietet jedem Jugendlichen ein interessantes Betätigungsfeld, in dem er auch seine "Selbstverwirklichung" finden kann. Die persönliche Freiheit hat für viele Menschen einen deutlich höheren Stellenwert als das Engagement für die Allgemeinheit. Die Effizienz einer Einrichtung fällt und steht mit dem Personalbestand.

Ist es nicht ein soziales Engagement, wenn jemand in einer Organisation arbeitet, deren Zielsetzung in der Erhaltung und Bewahrung unseres äußeren Lebensbereiches besteht ?

Der Löschzug Holtorf kann durchaus eine "Verjüngungskur" vertragen. Wir bitten daher die Jugend von Holtorf - Ungarten, einmal über diese Zeilen nachzudenken. Nur so kann der Bestand unseres Löschzuges für die Zukunft sichergestellt werden zum Wohle der Menschen in unserer Stadt!

Ohne Feuerwehr wird's brenzlig

Die deutschen Feuerwehren, das sind rund 1,4 Millionen aktive Frauen und Männer. Sie löschen, bergen, retten, schützen, schnell, sicher und professionell. Tag und Nacht, 365 Tage im Jahr. Sie sind da, egal wer sie ruft, nicht nur wenn es brennt. So wird es auch bleiben. Feuerwehr, das ist Teamarbeit, Bündelung vieler Talente und moderne Technik, das ist Bewährung in der Not aus Erfahrung, durch ständiges Training und Schulung nach dem aktuellen Stand der Technik und Forschung. Feuerwehr, das ist auch persönliche Risikobereitschaft, um das Leben und Eigentum anderer zu schützen und zu retten. Besonders in den dörflichen Bereichen unserer Stadt nehmen die Freiwilligen Feuerwehren am Gemeinschaftsleben teil. Sie sind nicht wegzudenken. Die Sicherung der Martinszüge, des Pützchens Marktes und gelegentlich auch der Fronleichnamsprozession wird durch Mitglieder des Löschzuges gewährleistet.

Nach Absprache mit der Grundschule "Om Berg" finden Besuche der verschiedenen Jahrgangsstufen beim Löschzug statt. Dann wird der Gemeinschaftsraum wieder für einige Stunden zur Schulklasse umfunktioniert. Den Schulkindern wird in dieser Zeit die Bedeutung der Feuerwehr erklärt. Wichtig ist, dass die Kinder lernen, wie man sich in bestimmten Situationen richtig verhält.

Ein für die beteiligten Feuerwehrmänner bedrückender Einsatz war die Suche nach einer vermissten Person im Juli 1982. Sie konnte leider nur noch tot geborgen werden.

Auch auf nicht alltägliche Einsatzbedingungen muss der Löschzug reagieren können. Nehmen wir einmal den Fall an, dass durch einen starken Wintereinbruch der Straßenverkehr erheblich beeinträchtigt wird. Bei medizinischen Notfällen könnten mit den beiden Löschfahrzeugen des Löschzuges Holtorf Patienten liegend in ein Krankenhaus transportiert werden.

Wie schon erwähnt, bedarf es der ständigen Schulung und Ausbildung. Der Ausbildungsstand der Bonner Feuerwehreinheiten wird jährlich einmal bei einem Leistungsnachweis geprüft. Der Löschzug Holtorf hat diese Prüfungen immer mit hervorragenden Ergebnissen bestanden. Die Motivation der Feuerwehrmänner aber auch im ganz besonderen Maße die fachgerechte Schulung durch den langjährigen stellvertretenden Löschzugführer Dirk Bubenzer haben dazu beigetragen.

Der Löschzug Holtorf, fester Bestandteil im Feuerschutz unserer Stadt , wird 75 Jahre alt. Wir wollen dieses Jubiläum gebührend feiern, es möge aber auch Auftrag und Verpflichtung unserer drei Ortschaften sein, den Fortbestand dessen zu garantieren, was hier 1930 ins Leben gerufen wurde. Wir vergessen auch diejenigen nicht, die dieses Jubiläum nicht mehr mitfeiern können.

"Gott zur Ehr', dem Nächsten zur Wehr"

Aktive Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehr Holtorf

Guido Baum Bm Löschzugführer
Frank Lehmacher Obm stellv. Löschzugführer
     
Marc Braun Ofm  
Dirk Bubenzer Bi  
Herbert Haase Ubm  
Frank Kempe Ofm  
Rainer Kreuzer Ubm  
Jürgen Link Fm Anw  
Manfred Löbach Ubm  
Marc Max Ubm  
Matthias Merkel Ofm  
Ralf Mohr Ubm  
Martin Steinmetz Ofm  
Peter Strohbach Ofm  
Ralf Ude Ubm  
Bernd Walgenbach Hfm  
Guido Walgenbach Hfm  
Simon Hardt Fm Anw  
Bernhard Baum Hfm  
Ehrenabteilung  
Manfred Mölders Bi  
Hein Bärhausen Ubm  
Peter-Josef Baur Ofm  
Arthur Kurth Ofm  
Josef Löbach Ofm  
 
Bi Brandinspektor  
Obm Oberbrandmeister  
Bm Brandmeister  
Ubm Unterbrandmeister  
Hfm Hauptfeuerwehrmann  
Ofm Oberfeuerwehrmann  
Fm Feuerwehrmann  
FmAnw Feuerwehrmann Anwärter  

Stand: Juni 2005