Bürgerinfo November 2009

Im Blickpunkt

Dorfgeschichte

Jugend in Holtorf

Vereinsleben

Schlusstelegramm


Im Blickpunkt

Wirtewechsel in Holtorfs Gaststätte „Dreizehn Linden“

Nach ca. dreieinhalb Jahren beendete Familie Culo ihre erfolgreiche Tätigkeit als Betreiber des einzigen Restaurants in Holtorf , um in ihre kroatische Heimat zurückzukehren.

Seit dem 18. Juni diesen Jahres verwöhnt uns nun Familie Fabjanovic, ursprünglich in Dalmatien beheimatet, mit kulinarischen Köstlichkeiten. Am Eröffnungstag konnten sich die zahlreichen Gäste zur Einführung durch Probieren der Speisen des kostenlosen Buffets bereits den ersten geschmacklichen Eindruck verschaffen.

Dean Fabjanovic ist Meisterkoch mit zwanzig Jahren Berufserfahrung in verschiedenen Hotels und Restaurants, darunter auch drei Jahre bei „Früh-Kölsch“ in Köln. Kulinarische Schwerpunkte sind gutbürgerliche sowie mediterrane Gerichte. In Ergänzung der umfangreichen Speisenkarte werden zusätzlich Tagesangebote offeriert. Weitere Überraschungen wie zuletzt das zwei Wochen andauernde Oktoberfest sind geplant. Die Qualität der Gerichte wird durchweg gelobt und die gute Auslastung spricht ebenfalls dafür. Im Restaurant finden ungefähr 60 Personen Platz. Der große Saal, der Platz für ca. 100 Personen bietet, wurde renoviert und mit einer neuen Lautsprecheranlage ausgerüstet und nach Aussage von Ehefrau Dana inzwischen auch sehr häufig für private Feiern genutzt und wird auch für die Traditionsveranstaltungen wie Kostümball und Karneval zur Verfügung stehen. Eine Silvester-Party ist ebenfalls schon geplant. Auch der Biergarten war an den zurückliegenden schönen Tagen gut besucht. Erfreulich ist, dass auch viele Auswärtige, die zufällig einmal einkehrten, sehr häufig wiederkommen, was ja unbestritten für die Qualität der Küche spricht.

Der Vorstand des Bürgervereins wünscht weiterhin viel Erfolg!

Norbert Eibes

Dorfgeschichte

Schule zu Holtorf

Aufgezeichnet von Franz Meurer

Aus Aufzeichnungen von Herrn Lehrer Orthen geht hervor, dass bis 1812 in Niederholtorf bereits eine Schule bestand. Frau Lohmar geb. Winterscheid und der Schöffe Kurth erzählten ihm, dass im Haus des Schichtmeisters Schäfer von einem Lehrer Hermann Odenkirchen, aus Bonn gebürtig, zuletzt die Kinder aus Nieder- und Ober-holtorf unterrichtet wurden (es unterrichteten damals Küster und Offiziere im Ruhestand). Diese Schule wurde in der französischen Besatzungszeit durch ein Dekret von Kaiser Napoleon, gegeben am 17. Dezember 1811 in dem Palast der Tullerien in Paris, geschlossen. Durch dieses Dekret wurde das Schulwesen im Herzogtum Berg neu geordnet. Seit dieser Zeit mussten die Nieder- und Oberholtorfer Kinder jeden Tag zur Schule nach Küdinghoven gehen. Der Schulweg war ca. 1/3 Meile lang und führte über schlechte Wege. Auch mussten die Bewohner unserer Orte den gleichen Weg zur Kirche zurücklegen.

Die um 1815 bestehenden Schulen besaßen nur einen Klassenraum. Am problematischsten war der Zustand für die drei Schulen in der Bürgermeisterei Vilich, für die im Winter 1827/28 nicht weniger als 822 Kinder gemeldet waren und zwar für die Schule in Vilich 353 Kinder, in Küdinghoven 250 Kinder und in Beuel 246 Kinder.

Um diesem Ansturm gewachsen zu sein und die seit 1825 geltende Schulpflicht auch nur einigermaßen durchführen zu können, beschloss der Gemeinderat mit Zustimmung der Regierung zu Köln, alle Kinder unter 7 Jahren und über 12 Jahren vom Schulbesuch zu dispensieren und die jüngeren vormittags, die älteren nachmittags zu unterrichten, um die Klassenstärke auf etwa 100 halten zu können.

In Küdinghoven wurde, als erste Schule in der Gemeinde Vilich, ein (Unter-)Lehrer 1830 eingestellt, Die ersten Lehrer waren in der Hauptsache Küster der Gemeinden. Wie viele der schulpflichtig gemeldeten Kinder wirklich die Schule besucht haben, lässt sich für die Dörfer nur schwer feststellen. Es hat auch den Anschein, dass vor 1825 im Sommer wegen der Ernte der Unterricht ganz ausfiel. Die preußische Regierung hat noch 1825 energisch versucht, die Schulpflicht auf dem Land durchzusetzen. So zeigen sich 1830 kaum noch Unterschiede zwischen Sommer und Winter. Trotzdem besuchten in der Gemeinde Vilich 1840 von 772 schulpflichtigen Kindern 243 nur noch regelmäßig die Schule (das entspricht etwa 30 %).

Das eigentliche Problem der Schulen lag in der Finanzierung. Der preußische Staat hatte zwar die Aufsicht über das Schulwesen, seine Organisation und Lehrerausbildung übernommen, die finanzielle Last, Besoldung der Lehrer, Bau und Erhalt der Schulen wurden aber den Gemeinden aufgeladen. Dies hatte zur Folge, dass damals zum Teil erbärmlich bezahlt wurde. Erst 1850 wurde der Staat bei finanzieller Unfähigkeit verpflichtet, Zuschüsse zu leisten (Geschichte der Stadt Bonn, Band 4).

Vom Gemeinderat nach Einsicht vorstehender Eingaben der Gemeinde Vilich von Niederholtorf vom 28. vom Vormonat, sowie des erstatteten Guthabens des Schulvorstandes von Küdinghoven Erwägung der Situation, in Wahrheit beruhenden sich dem Schulbesuch der Holtorfer Jugend entgegenstellen, den Beschluss gefasst, seinerseits ein Opfer zur Einrichtung einer Spezialschule zu bringen und bewilligen demnach jährlich:
a) für das Gehalt des Lehrers 50 Thaler
b) für Miete der Lehrerwohnung 15 Thaler
c) für Brand 10 Thaler
d) für die Kosten der ersten Einrichtung
und Anschaffung von Utensilien
25 Thaler
im ganzen 100 Thaler

welche auf das nächstjährige Büdjet gebracht werden sollen.

Also beraten und beschlossen in der Versammlung des Gemeinderates zu Vilich

am 4.9.1848
Bürgermeister der Gemeinderat
Pfingsten Schmitz
Bliem
Bleibtreu
Hausmann
Düsterwald
Lindlar
Jansen
Kurth
Daufenbach
Nashoven
Conrads

(Seit 1815 gab es im Rheinland die Preußische Währung:

1 Thaler = 30 Silbergroschen = 360 Pfennige
1/6 Thaler = 5 Silbergroschen = 60 Pfenninge
1 Silbergroschen = 12 Pfennige)

Das Gehalt des Lehrers sollte somit 4 Thaler und 5 Silbergroschen monatlich betragen.

Am 2. April 1849 wurde der Lehrer, Herr Heinrich Orthen, vom hiesigen Schulvorstand, zu denen die hiesigen Oberschöffen Christian Kurth und Wilhelm Baum bestimmt worden waren, als Lehrer vorgeschlagen und am 24. April von der königlichen Regierung in Köln ernannt.

Da aber der in Aussicht genommene Lehrer Orthen, für die ihm in der Prüfungsurkunde zugesicherte Besoldung von 126 Silbergroschen die Stelle nicht übernehmen konnte und erklärte, dieselbe nur unter der Bedingung zu übernehmen, wenn das Einkommen vorläufig 150 Silbergroschen betragen würde. Weiter müsste garantiert werden, dass sich das Gehalt von Zeit zu Zeit angemessen verbessern werde.

Wörtlich aus den Aufzeichnungen des Lehrers Heinrich Orthen:

"So legte der gutsituierte Schulfreund Gustav Bleibtreu, Mitbesitzer des hiesigen Braunkohlelagers und der Alaunhütte auf der Hardt noch 10 Silbergroschen hinzu und die Bewohner der beiden Weiler zeichneten ein erhöhtes Schulgeld von 12 Silbergroschen. Herr Bleibtreu hatte sich jedoch nur für die Zeit verpflichtet, bis das Einkommen der Stelle auch anderweitig angemessen verbessert werde".

Endlich am 8. Mai 1849 wurde der angemietete Schulraum in folgender Weise eröffnet und der Lehrer eingeführt.

Am Vormittag dieses Tages gegen 6 ½ Uhr führte der Lehrer unter Beisein des Schulvorstandes und vieler Einwohner der Gemeinde die Schulkinder zur Pfarrkirche nach Küdinghoven, wo auf Bestellung ein Hochamt gefeiert wurde. Nach diesem Gottesdienst ging der Zug wieder unter Begleitung des Schulpflegers und des Herrn Pfarrers nach Holtdorf zurück, wo sich die Anwesenden mit den Kindern im Schulzimmer versammelten und geschah nun die Einführung des Lehrers durch den Herrn Schulpfleger Weber in vorgeschriebener Weise. Hierauf fand ein Mittagessen statt und nach dem Genuss desselben wurde der Nachmittag unter erheiternden Gesprächen und Spaziergang über die Förderschächte auf der Hardt zu den Alaunhütten gemacht. Darauf zeigten zunächst die Frauen der Gemeinde, dass sie das Kaffeekochen und hiernach die Männer, dass sie das Mischen des Rheinweines mit den hiesigen Maikräutern verstehen. Unter dem Weine fand man Waldmeister, Sanikel, Gundelrebe und rüsten Ehrenpreis.

Die Freude endete erst spät in der Nacht, jedoch unter bester Eintracht und dem tiefsten Frieden.

Holtdorf , den 19. Mai 1849 der Lehrer, Heinrich Orthen.

(Holtorf wurde von der Gemeinde mit t und d geschrieben, von der Pfarre nur mit t, wie heute.)

Am 15.11.1848 wurde von der Gemeinde Vilich eine Aufstellung über das gezahlte Schulgeld in der Schule erstellt.

Von den 63 Kindern brauchten 12 kein Schulgeld zu zahlen; sie waren entweder das dritte Schulkind einer Familie oder wurden als arm eingestuft, vornehmlich Kinder von Witwen.

Die Eltern der Kinder zahlten entsprechend ihres Einkommens jährlich zwischen 6 Silbergroschen und 2 Thalern. Die jährliche Gesamtsumme betrug 74 Thaler und 12 Silbergroschen.

Die Zahl der Schüler wuchs ständig, so dass der Schulvorstand am 20. Juni 1850 bereits auf die unzumutbaren Zustände in dem Schulraum hinwies. Er schrieb:

Das Schulzimmer ist nur 19 Fuß lang, 13 Fuß breit und 6,5 Fuß hoch (1 preußischer Fuß beträgt 31,4 cm). Die jetzige Schülerzahl beträgt schon 72 und wird bis Michaeli auf 80 erhöht. Der unterzeichnete Schulvorstand hält es für nötig auf den Zustand hinzuweisen, dass dieser Raum für die in festen Bänken zusammengezwängten Kinder viel zu klein ist. Es erscheint ihm als Pflicht, die Enge einer solchen Räumlichkeit, in der die Gesundheit der Lehrer sowie der Kinder leiden muss, auf baldige Erbauung eines geeigneten Schullokals zu drängen.

Am 3. September 1851 wurde von der königlichen Regierung zu Köln der Schulraum nachgemessen:

Das jetzige Schulzimmer zu Holtorf ist 20,5 Fuß lang und 13,25 Fuß breit. Die Zahl der schulpflichtigen Kinder beträgt 75, dagegen kann die Zahl der die Schule wirklich besuchenden Kinder durchschnittlich etwa auf 65 angenommen werden. Somit würde auf jedes der letzteren ungefähr 4 Quadratfuß Raum kommen. Nach diesen Raumverhältnissen hält die königl. Regierung den Neubau noch nicht für so dringend nötig. (4 Quadratfuß pro Schüler war eine zulässige Richtgröße.) Der nachgemessene Raum beträgt in Meter (20,5x31,4) x (13,25x31,4) = 26,79 m2 . Das entspricht 0,41 Quadratmeter pro Schüler (etwa 0,8 x 0,5 m.)

Da die Gemeinde Vilich keine Fonds besitzt, wird von einem Schulneubau vorläufig abstand genommen.

3.10.1851 gez. Münch.

Gesuch des Lehrers Orthen an die Gemeinde Vilich:

Wie bekannt, soll nach einer Verfügung der königlichen Regierung zu Köln, jeder Lehrer für Reinigung des Schulzimmers eine Vergütung von 4 Thalern seitens der Gemeinde zu Theil werden.

Da dies bis heran in Holtorf noch nicht geschehen ist, so bitte ich den wohllöblichen Schulvorstand von hier, gütigst dafür Sorge tragen zu wollen, dass mit den künftigen Jahren und fortan auch mir das besagte Reinigungsgeld zugeführt werde.

Holtorf, den 21. Juli 1859 Eures wohllöblichen Schulvorstandes

Heinrich Orthen.

Die Schülerzahl stieg weiter, So schrieb der Schulpfleger, Pfarrer Weber aus Graurheindorf, am 25. April 1852:

Das Haus der Lohmar eignet sich.

Es unterhält im Erdgeschoß 3 Zimmer und die Küche, oben ein großes Zimmer von 24 Fuß Länge und 18 Fuß Breite und außerdem noch ein anderes Zimmer. Wenn das große Zimmer um 1 bis 1,5 Fuß gehoben wird, so hat das Schulzimmer die erforderliche Größe und Höhe und nicht (unleserlich) um das Bedürfnis in noch höherem Maße zu befriedigen, als es jetzt vorhanden ist. Bei dem Hause ist ein Garten, Baumgarten, Platz für einen ……. und Raum für einen Spielplatz, dabei sind Toilette und auch ein Stall ist dabei. Die Lage des Hauses ist vortrefflich, es hat von den Seiten die Sonne und es liegt in der Mitte des Schulbezirks.

An anderer Stelle erwähnt Herr Orthen, dass das angemietete Zimmer in einer Gaststätte früher als kleiner Tanzsaal gedient hätte.

Da die königliche Regierung zu Köln mit Gesuchen zwecks Ankaufs des Hauses überhäuft wurde, besuchte der Präsident der königl. Regierung, Herr von Möller, selbst Niederholtorf, auch um sich ein Bild über den augenblicklichen Zustand zu machen. Der Präsident sagte bei diesem Besuch dem Lehrer und Schulvorstand zu, dass das Haus Lohmar gekauft und umgebaut werde und für 10 Jahre als Notbehelf dienen soll. Am 19. August 1854 waren die Umbauten und Reparaturen abgeschlossen und es konnte in dem neuen Haus unterrichtet werden.

Der Präsident, Herr von Möller, machte aber der Gemeinde zur Auflage, während dieser Zeit das Geld für den Neubau eines Schulsaales mit Lehrerwohnung zurückzulegen.

Durch besondere Begünstigung des Herrn Bürgermeisters von Vilich, Herrn Schnorrenberg, gelang es, dass schon im Jahr 1872 mit dem Anbau eines neuen Schulsaales begonnen wurde. Dieser geräumige, schöne Saal ward im Frühjahr 1873 vollendet und in Besitz genommen in Gegenwart und unter Leitung des Bürgermeisters Schnorrenberg.

Auch bei dieser Gelegenheit ward ein feierliches Hochamt in der Pfarrkirche in Küdinghoven gehalten, dem die Schulkinder, Lehrer und Gemeindemitglieder nebst dem Schulvorstand beiwohnten.

Gesuch von Lehrer Heinrich Orthen an den Landrat, Herrn von Sandt:

Euer Hochwohlgeboren bitte ich hiermit gehorsamst mich hochgefälligst amtlich zu benachrichtigen, ob für das Jahr 1873 und ferner von der Kommunalkasse der Gemeinde Vilich das Gehalt von 275 Thaler wirklich zu beziehen habe, wie mir solches sowohl auf ihrem Büreau als auch von Schulrat Cremer mündlich versichert worden ist. Eine von mir an Herrn Bürgermeister Schnorrenberg gerichtete und an dieses Gesuch angelegte Anfrage wurde entgegengesetzt beantwortet.

Begründung:

1) ich habe kein Vermögen
2) ich habe nur ein paar Ruthen Garten
3) ich kann hier unter den armen Bergleuten und Fabrikarbeitern durch Privatunterricht nichts verdienen.

In froher Erwartung Hochgefälliger Antwort und Entscheidung zu zeichnen

Holtorf, den 6. März 1873

Gehorsamster Diener
Heinrich Orthen

Am 1. Juli 1879 schreibt Herr Heinrich Orthen von sich:

Mit dem 1. Juli wurde der Lehrer Heinrich Orthen, nachdem er 30 Kahre und 2 Monate an hiesiger Schule gewirkt und im Sommer 42 Jahre als Lehrer Tätig gewesen ist, in den Ruhestand versetzt gegen ein jährliches Ruhegehalt von Sechshundert Mark.

Sein Nachfolger, Herr Peter Josef Brünker, schreibt am 11. November 1879:

Nachdem der Lehrer Heinrich Orthen mit dem ersten Juli 1897 in den Ruhestand versetzt, der neuernannte Lehrer Peter Josef Brünker jedoch erst Mitte Oktober die Stelle in Holtorf übernehmen konnte, wurde in den 3 Monaten die Stelle durch den Präparanden Wilhelm Brücker aus Geislar versehen.

Mit dem 1. Oktober 1879 trat der Lehrer Peter Josef Brünker, welcher unter 30. Juni diesen Jahres bereits von der königlichen Regierung zu Köln für die Stelle zu Holtorf definitiv ernannt war, daselbst in Thätigkeit. Nach einer angestellten Prüfung der Kinder musste leider constatiert werden, dass der Stand der Schule nicht ein normaler genannt werden kann und ebenso die Schuldisziplin durch die Kränklichkeit des Lehrers Orthen gelitten hatte.

Holtorf, den 11. November 1879.

Ostern 1881 wuchs die Zahl der Schulpflichtigen Kinder auf 108, von denen 106 die Schule besuchten. Vom hiesigen Schulvorstand wurde bei der Behörde ein Antrag auf abwechselnde Schulbesuche eingereicht. Von der königl. Regierung zu Köln wurde der Halbtagsunterricht genehmigt. Die sechs älteren Jahrgänge sollen von 8-10 Uhr und nachmittags von 2-4 Uhr und die beiden jüngsten Jahrgänge von 10-12 Uhr unterrichtet werden.

Im Frühjahr 1885 wurde entschieden, dass ein zweiter Schulsaal gebaut wurde. Herr Brüncker schreibt:

Das Erdgeschoß soll einen Schulsaal und einen Flur enthalten. Die erste Etage soll als Lehrerwohnung eingerichtet werden. Der Bau wurde bereits vor dem Winter unter Dach gebracht, dann im Frühjahr 1886 fertig gestellt, sodass die von der Königl. Regierung zu Köln ernannte Lehrerin Maria Schumacher am 30. August desselben Jahres in ihre Stelle hier eingeführt werden konnte. Dieselbe begann mit diesem Tage ihre Tätigkeit an der Unterklasse. Hierselbst, welche nach Anordnung des Herrn Schulinspektors Reinckens aus den drei jüngsten Jahrgängen bestehen soll und daher nur 57 Kinder umfaßt, wogegen in der Oberklasse 82 Kinder verbleiben. Doch soll diese Einrichtung nur bis Ostern 1887 dauern, wo dann jede Klasse aus 4 Jahrgängen bestehen soll.

Holtorf, den 31. August 1886

Im Mai 1888 muss sich der Schulinspektor, Herr Dechant Samans aus Küdinghoven, wohl über die Zustände in der Schule in Holtorf beschwert haben, danach antwortete Herr Brünker mit nachfolgendem Schreiben:

Holtorf, den 19. Juni 1888

An den Lokalschulinspektor Herrn Dechant Samans

Hochwürden zu Küdinghoven

Erw. Hochwürden erlaube ich mir auf Ihre geehrte Zuschrift vom 16. d. M. nachstehend zu erwidern.

Das zur hiesigen Schule gehörende Ökonomiegebäude besteht aus den Räumen: Der erste ein Ziegenstall wird von mir als solcher benutzt eventuell muss ich in denselben solange ich den Keller in dem neuen Gebäude nicht benutzen kann, meine Kartoffel unterbringen.

In dem zweiten Raum habe ich meine Kohlen und dient derselbe weiter noch zur Unterbringung der verschiedenen Wirtschaftsutensilien, als:

Karre, Fässer, Waschbottich usw.

Der dritte Raum, der stark ein Drittel einnimmt dient zur Aufbewahrung der Feuerspritze.

Dass die beiden von mir genutzten Räume für mich unentbehrlich sind, bedarf wohl keiner Erwähnung, und ist es mir durchaus unmöglich, einen der beiden Frl. Schumacher zu überlassen. Der Raum über dem Ziegenstall fülle ich im Winter mit Stroh aus, um den Frost abzuhalten. Der Raum über dem Spritzenhause dient mir als Holzlager.

Ich habe der Lehrerin zur Zeit, als das Holz im Vorraum ihres Klassenzimmers untergebracht wurde aus freien Stücken die Erlaubnis erteilt, ihr Holz in den Raum über dem Spritzenhaus zu legen. Auch habe ich noch besonders darauf aufmerksam gemacht, dass es unstatthaft sei, den Vorraum des Klassenzimmers als Holzlager zu verwenden. Don diesem meinem Anerbieten hat Frl. Schumacher jedoch keinen Gebrauch gemacht.

Sodann glaube ich aber auch, dass dieselbe Raum genug hat um ihr Holz aufzubewahren, Sie hat sieben Räume, zwei große Speicher und einen trockenen Keller, der sich zur Aufbewahrung von Kohlen, Holz und Kartoffeln sehr eignet und für eine einzelne Person übergroß ist.

Im Besitz Ihres Geehrten habe ich nun gestern mit Frl. Schumacher Rücksprache genommen und derselben mein Anerbieten nochmals wiederholt. Dieselbe erklärte mir jedoch folgendes:

Um Unterbringung des Holzes ist es mir weniger zu thun, sondern ich beanspruche einen Stall für eine Ziege und einen solchen zur Unterbringung von Kohlen und Holz!

Hierauf habe ich ihr erklärt, dass ich es bedauere, ihr damit nicht dienen zu können. Indem ich Ehrw. Hochwürden hiervon gehorsamst Mitteilung mache, möchte ich gleichzeitig bitten, doch gütigst dahin wirken zu wollen, dass der Keller im neuen Schulgebäude wasserdicht gemacht werde, damit ich ihn benutzen kann.

Ehrw. Hochwürden gehorsamster Diener
Brünker
Lehrer

Notiz: Dem Herrn Com. Baumeister die Mitteilung gemacht.
Vilich, 27. Februar 1888

Am 5. September 1905 erkrankte der Lehrer Brünker an hochgradigem Ischias, so dass er keinen Unterricht mehr erteilen konnte.

Ab 9.9.1905 hielt die Lehrerin Kümpel Halbtagsunterricht. Vom 11.9. bis Mai 1906 wurde vertretungsweise der Halbtagsunterricht von den Lehrern Küpper aus Pützchen und Wolfgarten aus Küdinghoven gehalten.

A 1.5.1906 wurde der in den Ruhestand tretenden Lehrer Brünker in einer Feierstunde verabschiedet. Der gesamte Schulvorstand und der königl. Kreisschulinspektor, Schulrat Dr. Jonas, wohnten der Feier im festlich geschmückten Schulsaal bei.

"Herr Schulrat Dr. Jonas feierte den Scheidenden, der über 42 Jahre die Mühen und Pflichten des Erziehers getragen, darunter über 26 Jahre im hiesigen Orte. Er sprach ihm den Dank der Behörde aus und überreichte ihm als Anerkennung von Allerhöchster Stelle den Adler des Hausordens von Hohenzollern. Herr Schulinspektor Pfarrer Esser aus Küdinghoven dankte dem Jubilar im Namen der Gemeinde, zu deren Wohl er auch außerdienstlich gewirkt habe, besonders zu Gunsten des Kapellenbauvereins, welcher bald den Bau einer Kapelle in die Wege leiten werde. Herr Brünker dankte für die anerkennenden Worte, dankte auch den Kindern und der Gemeinde. Besonders dankte der der Behörde und seiner Majestät für die gnädige Auszeichnung!

gez. Wolfgarten

Am 28. Mai trat der unterm 23. April von der königl. Regierung zu Köln für Holtorf ernannte Lehrer Peter Streit sein Amt an.

Zur damaligen Zeit wohnte die zweite Lehrkraft, Frau Schumacher, immer noch im alten Schulhaus von 1852 unter mehr als dürftigen Verhältnissen.

So schreibt Herr Gilke am 10.4.1906 an den Bürgermeister der Gemeinde Vilich:

"Die Lehrerin-Wohnung an der Schule zu Holtorf ist feucht und derart, dass eine gründliche Reparatur notwendig ist. Um ordentliche Verhältnisse zu schaffen, scheint es erforderlich, dass das ganze alte Schulgebäude abgebrochen und durch einen Neubau auf der Unterklasse ersetzt wird. Hierbei ließe es sich auch ermögliche, an Stelle der jetzt leiterartigen Bodentreppe in fraglicher Wohnung eine bequeme Treppe einzubauen.

Ferner dürfte die Anschaffung wenigstens einer neuen Schultafel zu erfolgen haben.

gez. Gilke

Daraufhin wurde der Schularzt zur Besichtigung und Begutachtung aufgefordert, die am 25.6.1906 stattfand. Aus dieser wissen wir, dass alle Räume feucht, der Keller 1.60 m und das Erdgeschoss 2.09m hoch waren.

Er schreibt:

In den meisten Räumen lagert eine feucht modrige Luft.

Mein Gutachten geht dahin, dass dem Weiteren bewohnen in gesundheitlicher Hinsicht ernste Bedenken entstehen.

Nach einigen Vorschlägen und Änderungen wurde am 12.12.1907 die Aufstockung der Unterklasse von der königlichen Regierung zu Köln genehmigt.

Unter dem 19.6.1908 erscheint in den Bauunterlagen eine Aktennotiz von der Gemeinde Vilich über Kosten für den Umbau der Schule.

Umbau der Toilettenanlage 7.500,00 Mark
Neuanlage des Schulplatzes mit Abbruch der alten Baulichkeit 8.000,00 Mark
Erneuerung des Heizkessels 2.000,00 Mark
Erweiterung des Heizkessels 5.000,00 Mark
Renovierung der Lehrerwohnung 3.000,00 Mark
Gesamt 25.500,00 Mark

Der alte Teil des Schulgebäudes (Fachwerk) ist sehr morsch. Erst jetzt wurde das Haus, welches 1854 für 10 Jahre als Schule dienen sollte, abgerissen.

Nachdem der Lehrer Peter Streit am 8. Juli 1909 als Lehrer nach Köln ernannt worden war, legte er am 27.9.1909 sein Amt in Holtorf nieder, um am 1. Oktober seine neue Stelle in Köln-Nippes anzutreten.

Nach den Herbstferien 1909 trat gemäß Verfügung der königlichen Regierung vom 10.9.1909 Herr Lehrer Hartmann die "erledigte" Lehrerstelle in Niederholtorf an.

Am 5. April 1910 trat der unterm 8. Dezember 1909 von der königl. Regierung zu Köln für Holtorf "zur auftragsweisen Verwaltung" ernannte Lehrer Lambert Leyendecker seine Arbeit an. Am 31. März 1910 wurde er als Unteroffizier der Reserve beurlaubt und gleich nach den Osterferien an der Oberklasse der zweiklassigen Schule zu Holtorf beschäftigt. Die Schülerzahl betrug 54 Knaben, 51 Mädchen, also zusammen 105 Kinder.

Am 2.8.1914, infolge des Ausbruchs des Krieges zwischen Österreich-Ungarn und Serbien kam es unerwartet zum Krieg zwischen Russland und Deutschland, woran sich gleich darauf Frankreich. Belgien und England gegen uns beteiligten. Auf Anordnung der königl. Regierung zu Köln wurden die Schulen sofort geschlossen, damit die Kinder sich an der Ernte beteiligen konnten.

Gemäß Verfügung wurde am 19. August an der hiesigen Schule der Unterricht wieder aufgenommen.

Am Samstag, dem 15.5.1915 fand die Jahrhundertfeier der Zugehörigkeit der Rheinprovinz zur Krone Preußens statt.

Am 5. Juni 1915 wurde der Lehrer Leyendecker zum Militärdienst einberufen; die Vertretung übernahm Frl. Kümpel, die an diesem Tag wegen Krankheit beurlaubt wurde. Die Vertretung der Unterklasse übernahm Frl. Dahlhausen aus Pützchen und die Oberklasse der Lehrer Zimmermann.

In den Kriegsmonaten wurden alle Gefallenen und auch die Beförderungen in der Schulchronik verzeichnet. Am 19.10.1915 schreibt Herr Zimmermann:

Nach Ablauf des 1. Kriegsjahres waren eingezogen aus Niederholtorf 36 Soldaten und aus Oberholtorf 13 Soldaten. Verwundet wurden 9 Kriegsteilnehmer und es starben den Heldentod 6 Soldaten aus unseren Orten.

15.12.1915: Anstelle der Lederschuhe, die in sonstigen Jahren an bedürftige Schulkinder verteilt wurden, traten nunmehr Holzschuhe.

Herr Lehrer Leyendecker schreibt:

So nahmen auch die Kinder an der Zeichnung der Kriegsanleihen teil. Von den 116 Kindern der beiden Schulklassen zu Niederholtorf zeichneten 77 Kinder die ansehnliche Summe von 1500,-- Mark, die bei der Kreissparkasse zu Bonn auf ein Sparbuch zinsbar angelegt wurde.

Diese Sammlung für die 4. Kriegsanleihe ist gesperrt für die Zeit von 2 Jahren nach Friedensschluss. Die Verzinsung für die Dauer der Sperrfrist beträgt 5%.

27.4.1916: Infolge der Beteiligung des Lehrers Leyendecker an der Bestandsaufnahme an Kartoffeln und Zucker fiel der Unterricht an diesem Tage aus.

Infolge Stockung der Kohlezufuhr wurden die Schulen für den Festungsbereich Köln vom 8. Februar 1917 bis zum 1. März geschlossen.

Am 10. April 1918 waren es 25 Jahre, dass die Lehrerin Katharina Kümpel an der hiesigen Schule angestellt wurde. Die Einwohner der Ortschaften Nieder- und Oberholtorf bereiteten ihr ein schönes Fest.

12.8.1918: Betrifft Laubheugewinnung.

Von den Kindern wurde nachmittags Laub im Wald gesammelt. Die ausgefallenen Stunden Geschichts-, Gesang-, Turn-, Zeichnen-, Sach- und Naturgeschichtsstunden wurden an Ferientagen nachgeholt. In den beiden Monaten Juni und Juli wurden etwa 80 Zentner Frischlaub (22 Zentner Laubheu) gesammelt. Diese Aktionen wiederholten sich bis zum Oktober.

Vom 24. Oktober bis 10. November blieben die Schulen wegen Gruppe und Lungenentzündung geschlossen. Am 19. Dezember wurden beide Klassen für Massenquartiere der britischen Besatzung geräumt und der Schulunterricht fiel bis auf weiteres aus.

Am 7. Januar 1919 konnte der Unterricht in einer Klasse wieder aufgenommen werden; die zweite Klasse wurde am 24. April wieder geräumt.

Nach den nötigen Reparaturarbeiten konnte der Unterricht nach den Weihnachtsferien wieder aufgenommen werden.

So wurden fast alle Ereignisse in den beiden Orten aufgezeichnet. Herausragend war noch die Umschulung der Ungartener Kinder von Stieldorf nach Niederholtorf, die aber in einem gesonderten Buch aufgezeichnet wurde.

Ausgelöst wurde dieser Vorgang durch den Bau der Kirche in Niederholtorf, der Herausnahme von Ungarten aus der Pfarre Stieldorf und der Eingliederung in das Rektorat Holtorf 1928. Damals lebten in Ungarten 94 Personen, davon 55 Kinder, von denen 16 schulpflichtig waren. Diese "Umschulungsaktion" dauerte bis 1933 und wurde vom Regierungspräsidenten zu Köln letztlich entschieden. So wurden am 14.9.1933 1 Kinder aus Ungarten und 4 Kinder aus Ettenhausen der Niederholtorfer Grundschule zugewiesen.

Nach 1933 wurde der gesamte Speicher im neuen Anbau umgebaut und als Jugendheim für Jungvolk, Hitlerjugend und BDM genutzt.

In den Kriegsjahren dienten die Schulsäle oft als Schlafsaal für die deutsche Einquartierung. Am 17.4.1944 wurde die Schule wegen pausenloser Luftangriffe geschlossen.

Am 10.3.1945 wurden Bonn und das linke Rheinufer von amerikanischen Truppen besetzt. Dadurch lagen unsere Orte im Schussfeld der amerikanischen Artillerie. Der ständige Aufenthaltsort für Familien war der Keller. In dieser Zeit wurde der zweite Schulsaal durch drei Artillerietreffer stark beschädigt. Die Einrichtungsgegenstände wie Bänke, Tafeln und Pulte wurden kaum beschädigt.

Nach dem Krieg wurden am 1.10.1945 in feierlicher Prozession die Kreuze, die von den Nazis aus der Schule entfernt worden waren, zurückgebracht. Am 9.10. begann der Unterricht in der fast heilen Klasse. Alle Lern- und Lehrmittel aus der Nazizeit durften für den Unterricht nicht mehr verwendet werden; sie wurden verbrannt. Neues Lernmaterial war verständlicher Weise noch nicht da. Herr Lehrer Hermanns war der einzige Lehrer, der halbtags die Schüler unterrichten durfte. Um die Zustände nur anzureißen unter denen unterrichtet wurde: Es gab keine Tinte, keine Tafeln, Hefte, Griffel, Kreide, keine Lehrbücher. Dazu zertrümmerte Fensterscheiben und keine Kohle. Mit Gips und Kalkstücken wurde auf die Wandtafel geschrieben. Die Kinder schrieben mit Nägeln und Aluminiumstiften auf ihre Schultafeln.

Langsam verbesserte sich die Lage, Bücher wurden von 3 Kindern gemeinsam genutzt.

Am 26.10.1946 kam der zweite Lehrer, Herr Monheim und ab 1.1.1947 wurden auch die Außenorte von Beuel mit Schulspeisung versehen. Zwar musste noch der Unterricht wegen fehlender Kohlen zeitweise ausfallen, aber auch dies war mit der Währungsreform abgestellt. 1949 stieg die Schülerzahl auf 116 Kinder. Diese wurde auf drei Klassen aufgeteilt. Da aber nur zwei Klassen vorhanden waren, wurde der Unterricht auch auf den Nachmittag ausgedehnt.

Am 15.7.1951 fand der erste Schulausflug statt. Die Klassen 1 und 2 fuhren nach Burg an der Wupper und die Klasse 3 in die Eifel.

Ab 1.4.1953 wurde wieder zweiklassig unterrichtet, da die Schülerzahlen sanken.

Im Jahre 1956 wurde der Schulhof in den sog. Schulgarten hinter der Schule wegen des zunehmenden Verkehrs verlegt. Ab 1963 stiegen die Schülerzahlen wieder, so dass eine dritte Lehrerstelle eingerichtet wurde. Wegen des akuten Lehrermangels übernahm der bereits pensionierte Rektor Kaltbrenner im Alter von 67 Jahren die 3. Klasse, die ins Café Jamann ausgelagert wurde.

Durch die Schulreform der Volksschulen wurde die 3. Klasse nach Pützchen und Beuel verlegt. Nun wurden wieder in zwei Klassen die ersten vier Schuljahre unterrichtet. 1972 wurden zusätzlich zwei Varioklassen aufgestellt und der Lehrkörper auf vier Lehrer aufgestockt. 1974 wurde durch das neue Schulgesetz die gesamte Schule nach Roleber verlagert.

Leitende Lehrer an der Volksschule in Niederholtorf waren:

Heinrich Orthen vom 8.5.1849 bis 30.6.1879
Wilhelm Bücher vom 1.7.1879 bis 30.9.1879
Peter Josef Brünker vom 1.10.1879 bis 5.9.1905
(Ab dem 30.8.1886 unterrichtete ein zweiter Lehrer in Holtorf)
Peter Streit vom 23.4.1906 bis 29.9.1909
… Hartmann vom 1.10.1909 bis 30.3.1910
Lambert Leyendecker vom 5.4.1910 bis 14.8.1915
… Zimmermann vom 15.8.1915 bis 30.3.1916
Lambert Leyendecker vom 1.4.1916 bis 31.5.1925
Carl Buchholz vom 1.6.1925 bis 31.10.1929
Johann Mentis vom 2.11.1929 bis 30.8.1930
Hubert Hermanns vom 1.9.1930 bis 31.3.1955
Rektor Wilhelm Plümmer vom 19.4.1955 bis 24.7.1974

Herr Plümmer war der einzige Lehrer, der auch Rektor war. Er schreibt am 24.7.1974:

Mit der Zeugnisausgabe 11.00 Uhr wurden die Kinder in die Ferien entlassen und die Pforte der Schule geschlossen. Holtorf hat keine Schule mehr.

gez. Plümmer, Rektor.

Zeittafel
der katholischen Volks- oder Hardtschule zu Niederholtorf

1800

Schule im Hause des Schichtmeisters Schäfer
Lehrer: Herrmann Odenkirchen, aus Bonn gebürtig

1812

Schließung der Schule. Kinder müssen zur Schule nach Küdinghoven gehen. (Reform des Schulwesens im Herzogtum Berg durch Kaiser Napoleon. Dekret am 17.12.1811

14.5.1825

Einführung der allgemeinen Schulpficht in Preussen

4.9.1848

Beschluß des Gemeinderates der Gemeinde Vilich zur Errichtung einer Spezialschule in Niederholtorf

2.4.1849

Lehrer Heinrich Orthen wurde für die Schule vorgeschlagen

8.5.1949

Einführung des Lehrers in den angemieteten Schulraum in der Gaststätte Lütz

20.6.1850

Wachsende Schülerzahl, 72 Kinder müssen in einem Raum von 26,8 qm unterrichtet werden.

15.12.1852

Kauf des Hauses von Heinrich Lohmarund Umbau als Schulgebäude

19.8.1854

Bezug des umgebauten Schulhauses als "Behelf" für 10 Jahre

1872

Bau eines neuen Schulsaales

4.6.1873

Kirchliche Einsegnung und Bezug des neune Schlsaales

1885

Im Frühjahr wurde entschieden, einen zweiten Schulsaal mit Flur und Lehrerwohnung anzubauen

30.6.1886

Bezug des zweiten Schulsaales und der Lehrerwohnung. Einführung einer zweiten Lehreperson (Maria Schumacher), die noch im alten Schulhaus wohnt. Anzahl der Schüler: 139

12.12.1906

Genehmigung zur Aufstockung des ersten Schulsaales zum Bau euiner Lehrerwohnung

19.6.1908

Abriß des alten Schulgabaüdes von 1854

Schulgebäude in Niederholtorf

1800: Schule im Haus des Schichtmeisters Schäfer bis 1812

1849: Schule im Gesellschaftszimmer der Gaststätte "Zur Post", Geschwister Lütz

1852: Kauf des Hauses von Heinrich Lohmar und Umbau (Anhebung des Daches um 1 1/2 Fuß)

1872: Bau eines neuen Schulsaales hinter dem Schulhaus, welches weiter als Lehrerwohnung diente.

1885: Anbau eines zweiten Schulsaales mit Flur und Lehrerwohnung, Bezug: 30.8.1886. Als Wohnung für den zweiten Lehrer diente nun das alte Schulhaus.

12.12.1906: Genehmigung zur Aufstockung des ersten Schulsaales zum Bau einer zweiten Lehrerwohnung

19.6.1908: Abriß des alten Schulgebäudes von 1854

Franz Meurer

Der letzte Schmied

Das Haus erkennt man sofort am schmiedeeisernen Tor und gleich daneben steht der silberblaue Pick-Up. Eisen ist schwer und ein PKW ginge beim Transport solcher Gewichte rasch in die Knie. Hier wohnt Achim Bethke, genauer: Ernst-Josef Achim, denn die Vornamen vom Vater und Großvater führt er in seinem Namen mit. Geboren in Bonn, gelernter Schmied, Schlossermeister und Chef eines Familienbetriebes in der 3. Generation. Früher galt ein Schmied im ländlichen Raum sogar als Arzt der kleinen Leute und das Ziehen der Zähne gehörte mit zu seinen Aufgaben. Allein bei dem Gedanken kann sich einem noch heute der Magen umdrehen. Aber das ist lange her.

Den Grundstein für den Familienbetrieb legt Ernst Bethke, der Großvater. Geboren 1873 in Klein Sittno, Kreis Bromberg, dem heutigen Bydgoszcz, ca. 100 Kilometer nordöstlich der polnischen Stadt Posen. Er ist gelernter Huf- und Wagenschmied und trägt zeitgemäß einen kaiserlichen Schnauzbart. Im vorletzten Jahrhundert geht er auf die Walz, wie alle Handwerksgesellen, die eine Meisterprüfung anstreben. Sie sollten dabei vor allem Lebenserfahrung gewinnen und neue Arbeitspraktiken kennen lernen. Die Walz führt den Opa nach Bonn, wo er eine Arbeit als Hufschmied bei der Pferdebahn (Vorläufer der Straßenbahn) annimmt. Er verliebt sich in eine Rheinländerin und das war dann auch Endstation der Walz. 1900 meldet der Opa ein eigenes Gewerbe als Hufbeschlagsschmied an. Seine Kunden sind der Heiderhof, das Gut Ettenhausen, der Burghof und der Heuserhof.

Der Sohn Ernst-Josef, Vater von Achim Bethke, absolviert eine Lehre als Huf- und Wagenschmied bei der Firma Heinrich Franken in Siegburg. Er lernt Pferde beschlagen und Achsen schmieden. Die Hufnägel entstanden noch eigenhändig auf dem Amboss. Seine Meisterprüfung legt er 1942 in Hannover bei der Heereslehrschmiede der Wehrmacht ab. Als er nach dem 2. Weltkrieg aus russischer Gefangenschaft nach Hause kommt, darf er die Meisterprüfung bei der Handwerkskammer Köln erneut ablegen. Er schäumt zwar, aber er steht es durch. Als einer der letzten im Bonner Raum beschlägt er noch Ackerpferde.

Achim Bethke übernimmt 1980 den Familienbetrieb. Auch er hat das Handwerk des Schmieds und Schlossers gelernt und der Lehrherr ist sein eigener Vater. War das rückblickend einfacher oder schwerer? "Letzteres" meint Achim Bethke trocken. "Du guckst hin, machst nach, probierst aus und fällst auf die Schnauze. Und hinterher weißt Du Bescheid. So ist das gelaufen." In der Berufsschule ging es ähnlich zu. "Wiederholen, wiederholen und jetzt alle im Chor", erinnert er sich. Man ahnt, dass heutige Prinzipien der Lehrlingsausbildung noch wenig verbreitet waren. Ohnehin wurden Fehler schon damals nicht nur von Lehrlingen gemacht. Als der Junge gemeinsam mit seinem Vater ein Gitter schmiedet, vertut er sich bei den Gitterstäben um Millimeter. Der Vater stellt ihn dafür mächtig in den Senkel, sieht dann aber, dass er sich selbst beim Handlauf gleich um einen halben Meter verhauen hat. Der Triumph des Sohnes hält lange vor. Hat er sich den Beruf eigentlich selbst ausgesucht, sich bewusst dafür entschieden? " Wo denkst Du hin", meint Achim Bethke, und dann macht seine Mundart die Sache richtig rund: "Dat mos Du wigger maache. Dich han se net jefroch. Un dann hät et sich".

Die Freude an seinem Beruf hat das bis heute nicht geschmälert. Was denn dafür maßgebend sei, frage ich ihn. "Es kommt auf die Menschen an. Der Kontakt macht Spaß und wenn sie die Arbeit und das Ergebnis zu schätzen wissen". Seine Aufträge haben ihn bis nach Luxemburg und Berlin geführt. Weil seinen Auftraggebern Erfahrung, Qualität und Zuverlässigkeit wichtig waren. Er sagt es bescheiden, aber ein bisschen Stolz klingt durch. Achim Bethke erzählt vom Feuerschweißen, das nur noch vereinzelt zur Anwendung kommt. Dabei werden die Eisenstücke rot glühend übereinander gelegt, mit Quarzsand bestreut und dann verschmiedet. Heute sind die unterschiedlichen Schweißtechniken eine Wissenschaft für sich. Wer ein geschmiedetes Tor in Augenschein nimmt, merkt rasch, dass neben dem handwerklichen Können auch ein Schuss künstlerische Gestaltung im Spiel ist. "Deshalb bin ich Ferrum-Designer" (übersetzt: Eisengestalter), meint Achim Bethke mit einem Augenzwinkern. Sogar das Schmiedehandwerk scheint sprachlich im neuen Schnickschnack angekommen zu sein. Aber das ist seine Sache nicht. Wenn er durch Holtorf fährt, und sieht, was er wo mit seiner Hände Arbeit gebaut hat, gibt ihm das ein gutes Gefühl, dem Schmied und Schlosser in 3. Generation. Er weiß, was er kann und das merkt man. Er lächelt etwas verschmitzt. Ich schaue auf seine Oberarme und denke: Ein Eisentor lasse ich mir von dem jederzeit schmieden aber niemals lasse ich den an meine Zähne.

Ludwig Pott

Jugend in Holtorf

Ein voller Erfolg - Gründungsfest der Jugendfeuerwehr Holtorf

Am 03. Oktober 2009 hat die Löscheinheit Holtorf die Gründung ihrer Jugendfeuerwehr gemeinsam mit zahlreichen Gästen gefeiert.

Neben den Freiwilligen Löscheinheiten aus Bonn und den Nachbarn aus Bockeroth, die mit ihren Jugendabteilungen vertreten waren, fanden auch Vertreter der Stadtverwaltung und Bezirksvertretung den Weg nach Holtorf. Die Ortsvereine und Bürger aus Holtorf waren ebenfalls zahlreich erschienen.

Um 11.30 Uhr eröffnete Löscheinheitsführer Frank Lehmacher mit der Begrüßung der anwesenden Gäste das Fest. Stadtdirektor Dr. Kregel würdigte das Engagement der Löscheinheiten in Bonn und betonte die besondere Bedeutung der Jugendarbeit für das Ehrenamt. Der Leiter der Feuerwehr Herr Jochen Stein erinnerte sich an seine eigene Zeit bei der Jugendfeuerwehr und bestärkte die Jugendlichen, sich für die Gemeinschaft einzusetzen.

Im Anschluss stellte der Pressesprecher der Jugendfeuerwehr Jürgen Link die Mitglieder der Jugendabteilung namentlich vor. Zahlreiche Gratulanten und Förderer überreichten der Jugendfeuerwehr Präsente und wünschten für die Zukunft viel Erfolg.

Der weitere Tag bot Gelegenheit für interessante Gespräche und Erfahrungsaustausch in lockerer Runde. Die kleinen Gäste konnten beim Mehrkampf, auf der Hüpfburg und im Hindernisparcours ihre Kräfte messen.

Wir bedanken uns bei unseren Gästen, vor allem aber bei den Jugendabteilungen für ihre guten Wünsche und ihre Unterstützung. Sie alle haben dazu beigetragen, dass uns dieser Tag in guter Erinnerung bleiben wird.

Mit herzlichem Dank

Die Jugendfeuerwehr der Löscheinheit Holtorf / Simon Hardt

Vereinsleben

Familienfahrt

Die diesjährige Familienfahrt des Bürgervereins führte uns bei sonnigem Wetter an die Ahr. Zunächst ging es mit dem Bus nach Mayschoss, wo wir schon zu einer Kutschfahrt durch die Weinberge erwartet wurden. Danach konnten wir uns bei einer Einkehr stärken, um dann nach Ahrweiler weiterzufahren. Nach einem Bummel durch die Stadt ging es dann weiter zur Dokumentationsstätte Regierungsbunker. Das letzte steile Stück des Weges vom Parkplatz musste per pedes erklommen werden. Im recht kühlen Bunker war es dann angeraten, doch die Jacken anzuziehen. Nach ausgiebigen Erklärungen durch eine sachkundige Führerin, kam man jedoch am Ende der Führung zu dem Schluss, dass der Bunker im Falle einer atomaren Auseinandersetzung keinen wirklichen Schutz geboten hätte. Weiter ging es dann nach Walporzheim zur Winzervesper mit Weinprobe in den Keller der Winzergenossenschaft. Bei sachkundiger Erklärung der unterschiedlichen angebotenen Weinen war die Geselligkeit dann doch so groß, dass der Heimfahrtstermin etwas nach hinten verschoben wurde. Auf der Rückfahrt nach Holtorf waren sich die Teilnehmer doch alle einig: es war wieder einmal eine sehr schöne Fahrt!

Wandtafel mit Darstellung des Bunker-Grundrisses.

Feuerwehr-Ausrüstung im Bunkermuseum

Telefon im Guß-Gehäuse, explosionsgeschützt.

Ein voll eingerichtetes Fernsehstudio sollte im Ernstfall der Regierung ermöglichen, direkt zur Bevölkerung zu sprechen.

Clubraum für die Not-Regierung.

Der entkernte Bunker: Hier sieht man die Ausmaße im Querschnitt. Nur wenige Meter sind noch in der ursprünglichen Einrichtung erhalten, der Rest ist vollständig entkernt.

Zum Glück wurde all das nie gebraucht!!

Kilometerlange Gänge an der Seite des Bunkers verbanden die Räume miteinander. Sie waren in viele Abschnitte unterteilt.

Norbert Eibes

Dank an Horst Wolfgarten

Mit Bedauern gibt der Vorstand den Entschluss von Horst Wolfgarten, den Vorsitz der AG Denkmalschutz im Bürgerverein niederzulegen, bekannt.

Wir bedanken uns an dieser Stelle für die für den Bürgerverein Holtorf-Ungarten geleistete Arbeit. Insbesondere das "Projekt Saalkirche" wurde nicht zuletzt aufgrund seiner herausragenden Sachkenntnis ein Erfolg. Der nachgelegte Grundriss macht das Objekt zur Attraktion für Besucher aus nah und fern. Unser Dorf bietet damit ein historisches Denkmal, das im weiten Umkreis einzigartig ist.

Weiterhin ist sein Engagement anlässlich des 90jährigen Bestehens des Bürgervereins zu erwähnen. Ohne seinen persönlichen Einsatz als Mitglied des Organisationskomitees hätte weder der Festumzug noch die Ausstellung stattfinden können.

Wir hoffen, dass wir auch in Zukunft auf seine fachkundige Unterstützung bei historischen Themen unseres Ortes zählen dürfen.

Der Vorstand

Schlußtelegramm

Bald ist auch dieses Jahr vorbei. Für uns bedeutet das, dass wir auf ein gutes Jahr zurückblicken können. Petrus freute sich mit den Holtorfern über "Open-Air-Feste" und ließ kräftig die Sonne scheinen.

Der Nationalpark ist "gestorben", nicht aber die Wegeplanung im Ennert. Er wird uns im neuen Jahr weiterhin auf Trab halten. So einfach lassen wir uns unsere Spazierwege nicht streichen!

Vor uns liegt am 7. November unser diesjähriger Martinszug. Unser St. Martin reitet in diesem Jahr zum dreißigsten Mal durchs Dorf. Vielen Dank an Gerd Braun verbunden mit dem Wunsch, dass er uns noch viele Jahre als St. Martin zur Verfügung steht.

Ich möchte an dieser Stelle noch einmal die Bitte aussprechen: Unterstützen Sie unsere Martinsveranstaltung durch den Kauf von Martinslosen, die nicht nur dem Umzug zugute kommen, sondern auch vor allem den Kindern. Und gewinnen kann man bei der Verlosung auch noch.

Fest eingeplant ist wieder unser Seniorenfest am 1. Adventssonntag. Die Anmeldungen liegen nach St. Martin im Zeitschriftengeschäft von Alfred Pint aus.

Am 4. Adventswochenende werden die "offiziellen Veranstaltungen in Holtorf" mit dem Holtorfer Weihnachtsmarkt, der vom Junggesellenverein organisiert wird, beendet. Dank der stetig wachsenden Zahl der Beteiligten wird der Weihnachtsmarkt immer größer und schöner. Es ist an jeden gedacht, vom Kleinkind bis zum gereiften Alter. Die Beteiligten freuen sich auf Ihren Besuch.

Im Namen des Vorstandes wünsche ich Ihnen und Ihren Familien eine geruhsame Adventszeit, ein schönes Weihnachtsfest und alles Gute für das neue Jahr.

Elisabeth Schmid